Ich möchte hier einmal das Berufsbild des Glasers vorstellen.
Hmm.. Vor ein paar Jahren sah das noch ganz einfach aus:
Die Glaserfirmen beschränkten sich auf die Montage und Reparaturen von Glasscheiben und hatten Glück wenn sie Blei oder Messingverglasungen machen durften.
Zum Glasschleifen war meist die alte Walze zuständig.
Oft war auch noch eine Bilderbude im Betrieb.
Dächer waren aus Drahtglas im Kittbett.
Dichtstoff hieß damals Kitt und den gab es in 2 Versionen, Leinölkitt und (Thermopanekitt)Plastikkitt.
Struktur-Glasscheiben hatten Namen. (und keine Nummern!)
Fensterglas gab es als DD,MD,ED oder auch achtviertel,vierviertel etc..
Alles was dicker als 4mm war hieß:Dickglas oder Kristall.
Isolierglas nannte sich Thermopane und war geschliffen.
Die ersten veklebten Isoliergläser hatten einen Kantenschutz aus Alu!
Das Werkzeug bestand aus: Glasschneider,Bandmaß,Hammer,Stifthammer,Zange,Stiftdraht,Kittmesser,Bleimesser,Nägel und Klotzholz.
Den Engländer hätte ich fast vergessen...
Arbeitsschutz:
Zum Tragen der Scheiben wurde ein alter LKW Autoreifenschlauch aufgeschnitten.
Gerüste bestanden aus 2 Leitern mit einer Bohle drauf, wenn das nicht reichte, wurden noch Kitteimer auf die Bohle gestellt.....
Apropo Kitteimer, die hatten noch ein viertel Zentner Gewicht...
Gesucht wurden damals noch junge kräftige Leute mit Einsatzwillen und viel Improvisationstalent.
Ach ja Lehre:Was sollte den jungen kräftigen Leuten denn schon beigebracht werden?
Zum Scheiben tragen und Bier holen auf dem Bau waren die Stifte sehr gut geeignet!
Die Berufschule war genau das was die Glaser damals verdient haben.
Es ist nicht unbedingt lustig sich als einziger Glaser in der Malerklasse sich selber etwas beizubringen.Von Dispersion oder Adhäsion oder auch Airbrushtechnik mittels Zahnbürste dürften die heutigen Glaser-Stifte noch nie etwas gehört haben.
Nunja es geht heutzutage auch keiner mehr mit 14 Jahren zur Lehre.
Aber das sind alles alte Kamellen.In der heutigen Zeit sind die Glaser-Stifte nicht mehr Stifte sondern Auszubildende.Außerdem fehlen Ihnen die Eigenschaften die damals einen Glaser ausgemacht haben.
Allerdings ist die Glaserzunft selber schuld.Denn die meisten Betriebe sind noch alteingesessen und könne sich nicht von den alten Strukturen befreien.
Das heißt Lehrling gleich billige Arbeitskraft!
Wer möchte denn als Lehrling in so einen verkrusteten Betrieb seine Ausbildung absolvieren!
Bevor hier einige Glasermeister sich beschweren... Ja es gibt sie, die Betriebe wo der Meister noch versucht seinen Lehling etwas beizubringen.
Ketzerisch:
Aber sein wir doch mal ehrlich, die Glaser sind ein aussterbender Berufszweig.!
Die Industrie hat das Heft in die Hand genommen, das sind die, die alles viel billiger können.
Dort wo das Handwerk zum Einsatz kommt, muß der Kunde sehr viel mehr bezahlen, aber wir wissen ja mittlerweile, das der Kunde in der heutigen Zeit nicht mehr bereit ist, sehr viel mehr zu bezahlen.
Warum sollte der Kunde auch zb. für eine Glastisch-Reparatur mehr bezahlen; als das der ganze Tisch kostet?
Ja so ist das.!!Vor 2 Jahrzehnten waren bei den Glasern die Bude noch voll.Jawoll so richtig voll!
In der heutigen Zeit sucht er händeringend nach Nischen, meist im künstlerischen Bereich.
Meine Meinung ist: Aussterben wird er nicht der Beruf, aber der Pferdeschmied ist ja auch noch nicht ausgestorben.!
Ach ja es ging hier ja um das Berufbild des Glasers.
Erstmal muß der Glaser bereit sein sich selber etwas beizubringen.Das geht nur wenn er handwerklich begabt, sehr gut improvisieren kann und nicht auf den Kopf gefallen ist.

Geld gibt es auch, aber das ist gerade etwas über dem Sozialhilfe-Satz, das bedeutet, der gemeine Glaser sollte schon viel Enthusiasmus für seinen Beruf mitbringen.
Aber dann, wenn der Glaser ausgebildet ist und den Beruf weiterhin ausübt, ist er der beste Allroundhandwerker den man sich vorstellen kann.!
In dem Sinne:Geht nicht gibts nicht!
Ciao Peter